Rudolf Joseph Lorenz Steiner (* 27. Februar 1861 in Kraljevec, heute Kroatien; † 30. März 1925 in Dornach, Schweiz) begründete mit der Anthroposophie die Waldorfpädagogik.

Waldorfpädagogik

Die Gründung der Waldorfschule verdanken wir Emil Molt und Rudolf Steiner. Emil Molt, der Direktor der Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik, wollte für die Kinder seiner Arbeiter eine Schule begründen und bat dazu Rudolf Steiner um Unterstützung.

Gemeinsam suchten beide geeignete Menschen aus dem anthroposophischen Umfeld, die sich in vorbereitenden Vorträgen und Seminaren unter der Leitung von Rudolf Steiner auf die Schulgründung im September 1919 vorbereiteten. Bald breitete sich dieser Impuls in Deutschland und Westeuropa aus, insbesondere durch die Vortragstätigkeit von Rudolf Steiner. Ironischerweise trug die neue pädagogische Bewegung ausgerechnet den Namen einer Zigarettenmarke: „Waldorf-Pädagogik“.

Die Waldorfpädagogik setzt sich zum Ziel, die sichtbaren und die verborgenen Anlagen der jungen Menschen so zu fördern, dass sie sich gesund entwickeln können. Die anthroposophische Menschenkunde bildet dazu die Grundlage. Aufgabe der Lehrer ist es, diese Menschenkunde in der unmittelbaren Begegnung mit dem Kind bzw. Jugendlichen weiter zu entwickeln und daraus abzuleiten, welche Art von Unterricht der Entwicklung förderlich ist. Grundhaltung ist, das Kind in jeder Altersstufe als ein Eigenwesen ernst zu nehmen, das die Möglichkeit in sich trägt, sich später einmal selbst zu bestimmen. Eine Fülle von Unterrichtsfächern steht zur Verfügung: Bewegungsfächer wie Spielturnen, Sport und die Eurythmie, praktische Fächer wie Handarbeit, Gartenbau und Handwerk, künstlerische Bereiche wie Malen, Plastizieren, Musik und Schauspiel gehören genauso dazu wie Mathematik, Deutsch und Fremdsprachen.

Jedes Kind bringt einen Lernwillen mit, braucht aber zugleich auch das Erleben seiner menschlichen Umwelt. Im Vorschulalter steht das Lernen aus der Nachahmung der Mitmenschen im Vordergrund, im Schulalter bedarf es der liebevollen Autorität der erziehenden Menschen, im Jugendalter sucht der heranwachsenden Menschen die Ideale und das Wissen in der Welt.

Eine besondere Bedeutung hat die Kunst in der Waldorfpädagogik. Es geht dabei nicht nur um eine Förderung von Kreativität und Phantasie, Rudolf Steiner geht noch weiter und bezeichnet die Erziehung selbst als einen künstlerischen Prozess, den Lehrer als Erziehungskünstler. Die Konsequenzen aus dieser Sicht kann man erahnen: keine fertigen Programme, stetiges Neuschöpfen aus der individuellen Entwicklungs- und Unterrichtssituation. Am Schluss seines Einführungskurses „Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik“ fordert Rudolf Steiner die Pädagogen in diesem Sinne auf:

„Durchdringe dich mit Phantasiefähigkeit,

habe Mut zur Wahrheit,

schärfe dein Gefühl für seelische Verantwortlichkeit.”