Praktika

Es gibt im Verlauf der Schulzeit mehrere Praktika, die wir hier im Umriss vorstellen. Alle Schülerinnen und Schüler fertigen zur Dokumentation und Reflektion ihrer Erfahrungen eine Arbeitsmappe an, die Arbeitsbögen, Tagesberichte und  Aufgabenbeschreibungen enthält. Dadurch schärfen die Schüler ihr Bewusstsein für den Betrieb bzw. die jeweiligen Besonderheiten des Praktikums. Außerdem ist ein mündlicher Bericht vor den Klassenkameraden und evt. der Elternschaft vorgesehen.

Küchenpraktikum in der 7. Klasse

In der ersten Unterrichtsepoche des Schuljahres haben die Schüler/innen der 7. Klasse Ernährungslehre. Bei einem Küchenpraktikum in unserer Schulküche können sie dann ihre erworbenen Kenntnisse überprüfen und erweitern. Jeweils zwei Schüler/innen werden dann eine Woche lang in den gesamten Ablauf eines Küchenalltags integriert und erleben die vielfältigen Arbeitsschritte der Zubereitung einer Mahlzeit, der Essensausgabe, der Reinigung bis hin zur Gestaltung des Speiseraumes. Sie lernen Hygieneregeln kennen und anwenden, erfahren Grundlagen der Warenkunde und können die zahlreichen Arbeitstechniken selbständig erproben. Durch den Umgang mit den überwiegend biologisch produzierten Lebensmitteln entwickeln sie auch eine neue Wertschätzung der Nahrungsmittel.

Forstpraktikum in der 7. oder 8. Klasse

Das zweiwöchige Forstpraktikum findet in der 7. oder 8. Klasse statt. Dazu fahren die Schüler/innen in ein Jugendwaldheim, das von der niedersächsischen Forstverwaltung betrieben wird. In Gruppen lernen die Schüler unter fachkundiger Anleitung von Vorarbeitern in schöner Waldlandschaft vielfältige Arbeiten kennen. Dazu gehören neben Fäll- und Aufräumarbeiten auch die Pflege von Schonungen und Gewässern sowie den sachgemäßen Umgang mit unterschiedlichen Werkzeugen. Durch diese praktische Tätigkeit und gemeinsame Rundgänge entwickeln die Schüler/innen ein tieferes Naturverständnis und bekommen Einblicke das sensible ökologische Gleichgewicht des Systems Wald.

Landbaupraktikum in der 9. Klasse

Ein dreiwöchiges Landbaupraktikum in der 9. Klasse ist fester Bestandteil der Waldorfpädagogik. Wegen der ländlichen Lage unserer Schule absolvieren die meisten Schüler ihr Praktikum auf umliegenden Bauernhöfen, zu denen die Schule seit Jahren gute Beziehungen unterhält. Die Schüler schlafen in der Schule und legen den Weg zu den Betrieben mit dem Fahrrad zurück. Die Arbeitszeit beträgt sieben Stunden und beginnt betriebsbedingt zwischen 6.30 und 8.00 Uhr. Einige Schüler suchen sich auch einen Praktikumsplatz in anderen Bundesländern und manche sogar im Ausland.

Zu den Praktikumshöfen zählen sowohl konventionell als auch ökologisch wirtschaftende Betriebe; Schwerpunkte sind Tierzucht, unterschiedliche Mastbetriebe, Milchwirtschaft, Gemüsebau und -vermarktung, Forschung und alternative Energiewirtschaft. Durch dieses Praktikum sollen die Schüler/innen durch eigene Mitarbeit ganz in die Arbeitswelt der Landwirtschaft einbezogen werden und so Einblicke in die Hofstruktur und -organisation bekommen. Dabei lernen sie überschaubare Wirtschafts- und Betriebskreisläufe kennen. Arbeitstugenden wie Zuverlässigkeit, Ausdauer und Durchhaltevermögen werden ebenso geschult wie Teamfähigkeit und Kooperation.

Alle Schüler/innen erstellen eine Praktikumsmappe, in der sie ihren Hof und ihre eigenen Tätigkeiten dort beschreiben. Außerdem ist eine Ausarbeitung zu einem landwirtschaftlichen Themenschwerpunkt vorgesehen. In einem regelmäßigen Erfahrungsaustausch werden unterschiedliche Konzepte der Landwirtschaft und deren Lebensmittelproduktion diskutiert. So wird ihr Bewusstsein für den Stellenwert der Landwirtschaft geschärft und sie können ihr eigenes Konsumverhalten aufgrund selbst gesammelter Erfahrungen reflektieren.

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Feldmesspraktikum in der 10. Klasse

Im Rahmen des Lehrplans unserer Schule nehmen die 10. Klassen an einem dreiwöchigen, ganztägigen Vermessungspraktikum teil. Dieses findet seit vielen Jahren in Tschechien statt und bietet in landschaftlich reizvoller Umgebung vielfältige Möglichkeiten, erste Erfahrungen mit verschiedenen Vermessungstechniken zu machen.

An eine erste Phase mit grundlegenden Erkenntnissen zur Geländebeschaffenheit und deren Beurteilung mit Hilfe historischer, einfacher Verfahren schließen sich in vielen Einzel- und Gruppenübungen Einweisungen in die geodätischen Grundverfahren und die Vermessungstechnik an. Neben der Tätigkeit innerhalb der Arbeitsgruppe gilt es, wichtige zusätzliche Aufgabenbereiche im Rahmen eigenverantwortlicher Tätigkeiten, wie zum Beispiel die Materialverwaltung, die Auswertung gesammelter Daten oder die Projektplanung und Arbeitseinteilung zu übernehmen.Vielfältige Kompetenzen können von den Schüler/innen erworben und eingebracht werden; dazu gehören Engagement, Ausdauer, Verantwortlichkeit, Genauigkeit, Konfliktfähigkeit, Toleranz, Selbstdisziplin und viele andere mehr.

Eine größere Projektarbeit schließt das Praktikum mit dem Ziel ab, die erarbeiteten Verfahren verantwortungsvoll anzuwenden und zum sicheren Abschluss zu bringen. Dazu gehört auch das Zeichnen einer topographischen Karte, die alle gemessenen und berechneten Daten des vermessenen Areals korrekt wiedergibt.

Berufspraktikum in der 11. Klasse

Zu Beginn der 11. Klasse absolviert jeder Schüler/jede Schülerin ein drei- bis vierwöchiges Berufspraktikum. Weitere Praktika sind für die Schüler/innen vorgesehen, die den Haupt- oder Realschulabschluss anstreben. Diese Praktika können im In- und Ausland stattfinden. Die Schüler/innen sollen konkrete Einblicke in die Arbeitswelt bekommen und sich in den Arbeitsprozess eines fremden Betriebes eingliedern. Weitgehend auf sich selbst gestellt müssen soziale Kompetenzen wie Zuverlässigkeit, Durchhaltevermögen und Verantwortung im Arbeitsablauf erprobt und weiterentwickelt werden.

Vorbereitend finden Veranstaltungen zur Berufskunde statt. In diesen sammeln die Schüler/innen Informationen über Ausbildungswege, üben Techniken zur Bewerbung und lernen ihre persönliche Stärken und Fähigkeiten einzuschätzen.

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Sozialpraktikum 12. Klasse, Camphill, Schottland

Ende der 12. Klasse absolvieren alle Schüler/innen ein drei- bis vierwöchiges Praktikum in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderungen oder auch in der Altenpflege bzw. im Kindergarten. Dabei werden Einrichtungen ausgewählt, die eine Vollzeitbetreuung, zumindest aber eine Ganztagesbetreuung gewährleisten, so dass die Schüler soziale Arbeit umfassend kennenlernen können.

Seit 1978 unterhält die Waldorfschule Evinghausen Kontakte zu den Camphill-Lebensgemeinschaften in Schottland, sodass viele Schüler/innen dort ihr Sozialpraktikum verbringen können. Alle Camphill-Einrichtungen bieten eine Vollzeitbetreuung in Häusern mit Familienstruktur. Betreut werden dort Menschen verschiedener Altersgruppen: Von Kindern, die dort auch in die eigenen Schulen gehen, bis hin zu Erwachsenen, die in Werkstätten und Produktionsbetrieben mitarbeiten.

Unsere Schüler haben in diesem Praktikum die Möglichkeit, sich in vielfältiger Weise zu schulen und ihre Kompetenzen vor allem im Sozialen zu erweitern.
Sie lernen das Leben in einer großen sozialen Gemeinschaft kennen und helfen bei der bewussten Gestaltung des Tagesablaufes vom Morgenkreis bis zum gemeinsamen abendlichen Abschluss.

Die Schüler/innen lernen ungewohnte Situationen zu bewältigen und üben ihre Wahrnehmung sowie ihr Einfühlungsvermögen im Umgang mit den behinderten Menschen. Sie werden dahin geführt, Verantwortung für andere Menschen in einem geschützten Rahmen zu übernehmen, lernen die Biografien behinderter Menschen kennen und erleben in den Institutionen Modelle sozialer Verantwortung und Integration.