Erfahrbare Nachhaltigkeit
„Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ist ein Schwerpunkt der Pädagogik in Evinghausen. Gemeinsam mit regionalen Organisationen führt die Schule seit einigen Jahren ein Bildungsprojekt durch, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert wurde. Im Rahmen dieses Projektes hat das Lehrerkollegium ein Curriculum in den Waldorflehrplan integriert, das sich an dem Bildungsprogramm der UNESCO orientiert.
Es wird laufend ergänzt und überarbeitet und zielt auf eine umfassende Kompetenzvermittlung, um die Schüler auf die globalen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Probleme des 21. Jahrhunderts vorzubereiten. Umfassende Informationen können Sie auf Anfrage bekommen. Im Folgenden heben wir nur einige Besonderheiten hervor, die einen Eindruck geben, wie sehr das Thema inzwischen in den allgemeinen Alltag verflochten ist.
In den ersten Jahren erleben die Kinder den Jahreslauf in der freien Natur, in den Wäldern rings um unsere Schule, da sie täglich - unabhängig von Wind und Wetter - mit ihrem Klassenlehrer hinausgehen. Im Herbst kann ergänzend in der ersten Klasse eine weitere spezielle „Waldepoche“ stattfinden mit Schwerpunkt Sinnesschulung. Gemäß unseres waldorfpädagogischen Ansatzes sind derartige Maßnahmen eine wesentliche Voraussetzung, einen gefühlsmäßigen Bezug zu Natur und Umwelt zu gewinnen. Mit Beginn der Brut- und Laichzeit müssen die Kinder auch lernen, Einschränkungen hinzunehmen und Rücksicht auf die Natur zu nehmen.
Klassenzimmer- und Schuldienste
Die Kinder tragen bereitwillig für ihre Lebenswelt Verantwortung, indem sie Dienste im Klassenzimmer übernehmen oder Müll auf dem Schulgelände aufsammeln. Die Schüler übernehmen ihre gesamte Schulzeit hindurch maßgeblich die Verantwortung für den Raum, in dem sie lernen und leben.
Energiedetektive
Spätestens ab der zweiten Klasse achten Schüler als Energiedetektive darauf,
dass keine Energie verschwendet wird. Dazu gehört es, die Mitschüler und nötigenfalls auch die Lehrer darauf aufmerksam zu machen, dass während der Heizperiode keine Kipp- sondern nur bei Bedarf eine kurze Stoßlüftung erfolgen soll. Auch die Einstellung der Heizthermostate, das Ausschalten des Lichtes beim Verlassen des Raumes etc. wird von den Schülern kontrolliert.
Krötenmobil
Das „Krötenmobil“ kann auf Anfrage an die Schule kommen: Inhalte sind das Kennen- und Liebenlernen der Amphibien und auch Schutzmaßnahmen am Schulteich.
Eichhörnchentag
Im Herbst oder Frühwinter nach dem ersten Samenfall wandern die Klassen 2 bis 4 an jeweils einem Tag mit 4 – 5 Begleitpersonen in einen lichten Altholzbestand mit Buchen und Eichen. Alle Schüler sind ausgerüstet mit einem Proviantrucksack, einem Eimerchen und einem selbst geschnitzten Pflanzstock. Bewährt haben sich gerade, angespitzte Pflanzstöcke von 60 – 80 cm Länge, 3 – 4 cm Durchmesser und eventuell einem Querholz. Nach einer Einführung und einem Eichhörnchenspiel werden Bucheckern und Eicheln gesammelt. Dann geht es weiter zu einem reinen Nadelholzbestand wo mit Hilfe der Pflanzstöcke diese Waldfrüchte einzeln in den Mineralboden gesät werden.
Besuch bei der Försterin
In der Handwerkerepoche der dritten Klassen bringt die Försterin den Schülern das Försterhandwerk anschaulich nahe. In der Mittelstufe findet eine Waldbegehung mit der Försterin zur Nachhaltigkeit im Wald statt: Welches Holz ist wofür gedacht? Wie schnell wächst der Wald? Themen: Holzhackschnitzel und Folgen des Orkans Kyrill.
Gartenbau
In der Mittelstufe kommen im Gartenbau und in vielen anderen Fächern - beim Schulwaldprojekt, im Forstpraktikum und bei den Ablesediensten für die Wärmezähler, bei den Interviews mit dem Hausmeister und dem Hackschnitzellieferanten - die Beobachtung und die systematische Untersuchung hinzu.
Forstpraktikum
Im Forstpraktikum in der 7. Klasse lernen die Schüler durch konkretes eigenes Tun die Forstwirtschaft und die Waldpflege kennen.
Landbaupraktikum
Während des dreiwöchigen Landbaupraktikums der 9. Klasse arbeiten die Schüler auf den landwirtschaftlichen Betrieben im Umfeld der Schule. Übernachtet wird gemeinsam in der Schule und morgens geht es dann mit dem Fahrrad zu dem jeweiligen Hof, wo ein achtstündiger Arbeitstag zu absolvieren ist. Abends dann wird gegenseitig berichtet und reflektiert und jeder erstellt eine eigene Praktikumsmappe. Im Anschluss an das Praktikum gibt es einen Elternabend, auf dem jeder Schüler „seinen“ Hof kurz vorstellt. Außerdem gibt es ein Abschlusstreffen mit den Landwirten, bei dem auch die Hackschnitzelheizung besichtigt und die Kooperation zwischen Schule und Forstgemeinschaft Engter erläutert wird.
Umweltschule Evinghausen
Zitat aus den Bramscher Nachrichten vom 06.10.2014:
Seit vielen Jahren ist die Freie Waldorfschule Evinghausen sehr engagiert, ihren Schülern Umwelt-und Nachhaltigkeitsbewusstsein näherzubringen. Von 2008 bis 2010 wurde die Schule bereits von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt für ihre Arbeit im Bereich der erfahrbaren Nachhaltigkeit gefördert und 2012 als offizielles Dekadeprojekt der Unesco für den ,,Lernweg zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung" ausgezeichnet. Die neuste Auszeichnung als Umweltschule bezieht sich nun auf die Erneuerung des bereits 2008 angelegten Baumlehrpfades. Dazu fertigten die Schüler der Klasse 7a zusammen mit ihrem Lehrer Jens Heinsen neue Beschilderungen für die jeweiligen Bäume an. So sieht man auf einen Blick, um welche Baumart es sich handelt und erfährt allerhand Wissens wertes über seine Blätter, Früchte und Samen. Projektleiter Peter Gronemann erklärt, dass der Gartenbauunterricht und der große Schulgarten feste und selbstverständliche Bestandteile der Waldorfschule seien, man sich aber trotzdem sehr über die Anerkennung als Umweltschule freue.
Die Freie Waldorfschule Evinghausen wurde 2018 erneut ausgezeichnet und kann sich nun „Umweltschule in Europa/Internationale Agenda 21-Schule 2014 bis 2018“ nennen.
An unserer Schule hat der Jury dieses Mal besonders die Einrichtung eines Küchenpraktikums in den siebten Klassen gefallen, in dem die Kinder etwas über Ernährungslehre erfahren und auch ihr Bewusstsein schulen für eine schonende, ökonomische und ökologische Verarbeitung von Lebensmitteln. Des Weiteren honorierte die Jury die regelmäßige Durchführung eines Pflanzenmarktes - einer Aktion für die Familien der Schüler, Lehrer und Gäste, bei der Pflanzen bzw. Ableger aus den privaten Gärten und aus dem Schulgarten entnommen und an einem bestimmten Termin auf dem Schulgelände verkauft oder getauscht werden.